Heikes-Schildkroeten
  Winterstarre
 

Winterstarre


Die Winterstarre gehört für die maurische Landschildkröte (Testudo graeca ibera) zum natürlichen Jahreszyklus. Diesen Jahresrhythmus brauchen die Tiere um widerstandsfähig, lebhaft und auch fruchtbar zu bleiben.

Tiere, die keine Winterstarre halten können, wachsen durch die verlängerte Aktivitätsphase viel schneller und sind krankheitsanfälliger.

Hält man die Schildkröten das ganze Jahr im Gewächshaus mit Freigehege braucht man nichts zu tun.
Die Tiere stellen von allein das Fressen ein, wenn die Temperaturen sinken und die Tage kürzer werden.
Dann ziehen sie sich in geeignete Unterschlüpfe zurück oder vergraben sich.
Da unsere Winter oft viel länger sind, als im Habitat der Schildkröten, biete ich den Tieren im Herbst noch Wärmestrahler an,
wo sie sich am Tag nochmal richtig aufheizen können.
Die Deckelheizung im Schlafhaus, bzw. der Elsteinstrahler im Frühbeet sorgt für nicht zu kalte Nächte. So kann man die Winterstarre noch um ein paar Wochen hinauszögern.
Haben sich alle Tiere vergraben, wird das Schlafhaus mit Buchenlaub aufgefüllt (zur Isolation) .




Genauso handhabe ich es auch mit den Schlüpflingen, nur sie grabe ich dann aus und überführe sie in den Kühlschrank.
Dort überwintern sie auch ca.3 Monate.
Oft hört man, dass die kleinen Schildkröten im ersten Jahr keine Starre durchführen sollen.
Das ist Unsinn- in der Natur ist auch niemand da, der die Jungtiere einsammelt und in ein warmes Terrarium setzt




Die Überwinterungstemperatur sollte zwischen 4- 6 Grad liegen.
Man muss auch darauf achten, dass das Überwinterungssubstrat (normale Gartenerde) stets feucht ist.
Im Gewächshaus feuchte ich das Schlafhaus schon vorher mit der Gießkanne richtig an.
In den Überwinterungsboxen im Kühlschrank lege ich feuchtes Sphagnummos auf das Substrat. Das hält die Feuchtigkeit sehr lange und die Erde trocknet nicht aus.

Kühlschrank
Am besten eignen sich Kühlschränke ohne Gefrierfach.
Zur Absicherung benutze ich noch ein externes Thermostat (UT 200), welches zwischen Steckdose und Kühlschrank gesteckt wird. Sollte das Thermostat oder ein anderer Defekt im Külschrank auftreten, übernimmt das UT 200 die Temperatursteuerung.
So kann man verhindern, dass die Tiere Schaden nehmen, wenn die Temperaturen zu kalt werden. Es ist schön öfters vorgekommen, dass Tiere erfroren sind, weil der Kühlschrank zur Gefriertruhe wurde 
Auf der Seite
  "testudo- surge"   unter "Kühlschranküberwinterung" gibt es dazu sehr ausführliche Informationen.
Als Überwinterungskisten eignen sich hervorragend Plastikboxen. Man muß darauf achten, dass die Boxen nicht direkt an der Kühlschrankrückwand anliegen, weil sonst auch das Substrat in der Box gefriert.
(Einstellung des UT 200:   ein 7°C / aus 3°C)

Wichtig!

Es dürfen nur gesunde Tiere in die Winterstarre gehen.
Es ist zu empfehlen, schon Anfang August Kotproben von den Tieren auf Parasiten untersuchen zu lassen.
Bei Bedarf müssen die Schildkröten dann noch behandelt werden.
Dabei ist es wichtig, das die Tiere noch mindestens 6 Wochen voll aktiv sind und der Stoffwechsel gut arbeitet.
Bei zu niedrigen Tamperaturen fressen die Tiere meist sehr wenig oder gar nicht
und sie haben dadurch wenig oder keine Verdauung mehr.
Das bedeutet, das weder abgetötete Parasiten noch die verabreichten Medikamente ausgeschieden werden können
und es kann dadurch zu Vergiftungen kommen.

Ende der Winterstarre:
Steigen die Temperaturen wieder an im Frühling, entferne ich das Laub aus dem Schlafhaus und öffne den Deckel.
Oft dauert es nur ein paar Tage, bis die erste Schildkröte wieder zu sehen ist.



Hier tankt Hermes die ersten Sonnenstrahlen nach der Starre.


Baden?

Vor der Starre bade ich meine Tiere nicht, da sie sich im Freiland selbständig auf die Winterstarre vorbereiten.
Das ist ein Prozeß, der nicht von heute auf morgen stattfindet. Durch die niedrigen Nachttemperaturen und die kürzer werdenden Tage hören die Tiere von allein auf mit Fressen und fahren den Stoffwechsel herunter. Man sollte den Schildkröten also bis zum Schluß Futter anbieten und sie nicht einfach hungern lassen. Wasserschalen stehen den Tiere immer zur freien Verfügung bereit.
Die Meinung, dass die Tiere ihren Darm vorher vollständig entleert haben müssen, ist falsch!

Nach der Winterstarre finde ich es wichtig, die Tiere einmal zu baden.
Bei der Gelegenheit trinken die Schildkröten meist ausgiebig und können so ihren Flüssigkeitshaushalt wieder in Ordnung bringen. Der Stoffwechsel wird dabei auch wieder angekurbelt.
Wichtig dabei ist, dass man damit wartet bis die Schildkröten selbst wieder aktiv sind und die Umgebungstemperaturen nicht zu kalt sind.

Buchempfehlung:  Thorsten Geier "Winterstarre bei europäischen Landschildkröten"



 
  147255 Besucher